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So, wir haben jetzt während der letzten Tage in einer schlaflosen 30-Stunden-Rekordsitzung den PdG-Abspann in Tuzak gespielt, wobei der Sturm auf den Palast allerdings nur einen kleinen Teil ausmachte. Letztlich hat die Interaktion mit Donna Fiorella, mit Inquisitionsrat da Vanya, mit alten Bekannten an der Verwandlungsakademie, mit Milhibethjida von Tuzak, sowie die Planung des Sturms und die Aufarbeitung der zurückliegenden Ereignisse viel mehr Platz eingenommen, als die Schlacht selbst - und als diese geschlagen war haben meine Helden gemeinsam mit da Vanya sogar eine kurze Weile die Administration der Stadt übernommen um Aufstände zu vermeiden, um Mittelreicher und Maraskaner zumindest in der Krise zusammenzuschweißen und um Borbarad eine mögliche baldige Rückkehr um den Palast zurückzunehmen so schwer wie möglich zu machen.
Und zwar lief der Sturm bei uns folgendermaßen ab:
Durch Hintergründe, die ich hier nicht weiter erläutern kann (das Szenario "Tal des Verderbens" unter "Weitere Materialien"!) konnte da Vanya schon sehr früh nach Tuzak kommen und hatte auch die 1G an Bord, die in PdG nicht dabei gewesen war, aber von da Vanya den Bericht der PdG-Helden bekommen hatte und selbst bereits wusste, dass von Wiedbrück eine Personifikation Borbarads ist. Die 1G warnte da Vanya, dass ein Einlaufen in Tuzak extrem gefährlich sei, weil der Hafen - wenn einmal mit Verteidigungsmannschaften besetzt - uneinnehmbar ist (das ist offiziell). Und da man nicht wisse, wie streng Borbi die Tuzak-Banner der Reichsarmee kontrolliere, sei Vorsicht angebracht. Also lief da Vanya in einer Bucht nördlich von Tuzak ein (bekannt aus ARdN und DU) und wurde dort von den Helden empfangen, denn die 1G hatte die Seeadler von Beilunk vor ihrem Einlaufen in Schwalbengestalt (ADLER, WOLF) verlassen und die Helden im Borontempel aufgesucht. Noch in der Bucht wurde das Endurium und das CPT-Schwert auf die Seeadler verladen, um sie in Sicherheit zu wissen und möglichst weit von Borbarad zu entfernen.
Während das Banner Sonnenlegionäre in Begleitung unserer RON-geweihten 3G, unserem Golgariter, einer Draconiter-Kampfmagierin und einem Söldner (alles PdG-Helden) mit den ersten Strahlen Praios durch das Nordtor direkt auf den Fürstenpalast marschierten, lief die Seeadler hochoffiziell in den Hafen ein, um dort abzutasten, wieviele Truppen von Borbarad korrumpiert worden waren und um diese nötigenfalls abzulenken - eine sehr gute strategische Idee der 1G. Zudem sollte einer der Helden (schneidiger Aufschneider im Dienste der Alanfaner, unter dem Deckmantel eines mittelreichischen Botschafters und Hauptmanns) mithilfe der Seesoldaten von der Seeadler die Hafentruppen sammeln, falls sie noch nicht auf Borbis Seiten stünden, und mit ihnen den Legionären Rückendeckung geben.
Nach einem persönlichen Gespräch zwischen Milhibethjida und der 1G hatte die Priesterschaft zudem an die Tuzaker Bevölkerung die Warnung gegeben, sich besser von den Straßen und von großen Plätzen fernzuhalten, so dass die Stadt seit Erscheinen der Sonnenlegionäre wie ausgestorben wirkte.
Da nur der Golgariter aus der Palasttruppe eine Spielerfigur ist, habe ich darauf verzichtet, mit ihm allein den Sturm durchzuspielen, was sich sogar als spannungsfördernd erwiesen hat. Stattdessen habe ich mit dem "Botschafter" recht detailliert seine Bemühungen im Hafen durchgespielt, wie es ihm gelingt, ein Banner aus See- und Hafensoldaten um sich zu sammeln und darauf einzuschwören, dass der Fürst ein Opfer finsterer Machenschaften und der Sicherheitsberater ein Verräter sei. Dass es gälte, den Palast zu erstürmen und dass die Lage so ernst sei, dass das Mittelreich nicht zögert, das überragende Flagschiff der Perlenmeerflotte zu schicken! Dass es nicht der Maraskaner sei, der hier Übles tut, sondern dass es im Gegenteil diesmal Pflicht der Soldaten sei, die maraskanische Bevölkerung zu schützen, wenn dem Reich noch daran gelegen ist, dass es überhaupt Untertanen hat.
Als diese improvisierte, aber tatenwillige Truppe dann vom Hafen auf das Plateau der Stadt hinaufgestiegen kam, habe ich ihnen beschrieben, wie sie oben auf dem Palasthügel lautlos (wegen der Entfernung) Teile der Mauern eines Traktes des Fürstenpalastes zusammenfallen sehen, schwarzen Rauch und gleißendes Licht, flatternde Schatten etc. Wie sie ein Fenster splittern sehen und eine Gestalt, die zuerst zu winken scheint und dann offenbar in Panik hinausspringt - um an der Steilwand, über der der Palast erbaut ist, zu zerschellen. Währenddessen wussten die Spieler ja, dass ihre Gefährten und der Golgariter mitten in dem, was sie da sehen, drinstecken - entsprechend wuchs die Anspannung.
Naja, als die "Hafentruppe" den Palast erreichte und eindrang, habe ich ihnen nur noch die Überreste beschrieben (die Schlacht hatte sich in der Zwischenzeit in einen anderen Trakt verlagert): den Ballsaal, wo Borbarad (nach Firims Vorschlägen) offenbar ein wahnsinniges (Schlacht-)Fest angerichtet hatte. Tote Zivilisten zuhauf, das untote Orchester, ein einsamer Zant, der sich noch zufrieden im Blut wälzt. Die Räume, wo die (nach meinen eigenen Vorschlägen aus den PdG-Meistertipps) von Borbi korrumpierten Teile der Palastgarden den Legionären einen wahren Geruillakampf geliefert hatten und immer wieder Leichen von Zivilisten (Beamte, Gesinde - im Palast leben schließlich ganze Familien), von Gardisten und von Legionären, manche mit dämonischem Grauen auf den Gesichtern. Schon da fragte mich der Spieler des Golgariters kleinlaut, ob er vielleicht die Entscheidung seines Helden für die Begleitung da Vanyas wieder rückgängig machen könne... *g*
Schließlich trafen die Truppen des Botschafters auf die Überlebenden: Sieben Legionäre, davon zwei, denen Boron gnädige Umnachtung geschenkt hatte, zwei überlebende Agenten, die erstaunlicherweise fast unversehrte 3G, einen bewusstlosen weil schwer verletzten Inquisitionsrat und einen bis ins innerste der Seele erschütterten Golgariter. In Ketten der wahnisinnige Fürst Herdin. Danach haben wir eigentlich nur noch sehr ausführlich die Organisation des herrscherlosen Tuzaks gespielt, die Bergung und Beerdigung der vielen Toten, das Einfangen eines durch die Stadt streunenden Zants und das Verwinden der Verluste (der tote Söldner war der Liebhaber einer Spielerheldin gewesen). Und dem Golgariter habe ich immer nur visionsartig Szenen des Erlebten beschrieben, die er beobachtet hatte - eine gute Entschädigung dafür, das nicht alles ausgespielt zu haben.
Die Draconiterin zum Beispiel hatte einen spektakulären Abgang: einen von Borbis Extended-Zants wollte sie mit einem AUGE DES LIMBUS verscheuchen, hatte jedoch nicht mit den zusätzlichen Fähigkeiten des Dämons gerechnet. Dieser krallte sich an der Decke des Raumes fest und widerstand dem Sog, umwickelte die Draconiterin zudem mit seinem auf einmal verlängerten Schwanz und wollte sie selbst in den Sog ziehen. Nach kurzem Kampf setzte die Draconiterin alles auf eine Karte, krallte sich am Dämonenschwanz und im Fell des Zants fest und konnte ihn so mit sich in den sphärischen Mahlstrom reißen. Und der Golgariter sah einen Augenblick später, wie ein Zittern durch das AUGE lief und die Flammen einer letzten IGNISPHAERO-Explosion daraus hervorschossen. Ein heldenhafter Tod, ebenso wie der des Söldners, der sich zwischen da Vanya und einen Armbrustbolzen warf, nachdem er realisiert hatte, dass er ohne den Praiosgeweihten kaum lebend aus dieser Hölle herauskommen würde. Er starb dann aber an seinen Verletzungen.
Die Begegnung mit Borbarad habe ich so beschrieben, wie Sebastian sie geschildert hat, nur dass Borbi da Vanya zu verführen versucht und dem Golgariter habe ich beschrieben, wie er Wut auf den Inquisitor spürt, als dieser offenbar unter Anstrengungen Borbis Angebote ausschlägt, wie er sich am liebsten zu Boden werfen würde, um statt da Vanya alle Angebote anzunehmen, wie er sich zornig sagt, dass man solch großzügige Gaben doch nicht einfach fortwerfen kann. Vor allem aber, wie er dann spürt, das Borbarad nach da Vanyas Verneinung _jedes_ Interesse an der Situation verliert, wie allein und fallengelassen er sich fühlt, als der Dämonenmeister dann einfach verschwindet ohne ihn zu beachten - und wie dann erst der Bann Borbarads langsam von ihm abfällt und er sich den Schrecken entgegenstellen kann, die Borbi zurückgelassen hat. Ich habe es also so dargestellt, dass Borbarad Verführung und Unterwerfung geradezu ausstrahlt und welche emotionale Enttäuschung sein Desinteresse für seine Umgebung ist. Jedenfalls haben meine Helden nun einen Heidenrespekt, wie beabsichtigt - nur die grimmige 3G zieht etwas positives aus der Szenerie: das "Wissen um SEINE Macht"... ;)
Also: alles ist anders abgelaufen, als ich es geplant hatte - dass der Golgariter die einzige Spielerfigur sein würde, die den Sturm begleitet, hätte ich nicht gedacht und nur deshalb habe ich mich dagegen entschieden, den Sturm auszuspielen. Aber so war's auch spannend - vor allem den Spielern von außen zu beschreiben, was mit dem Palast vorgeht und so das innere Geschehen ihrer eigenen Phantasie zu überlassen... :)
Lieber Gruß, Windfeder
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