Das Borbarad-Projekt

Übersicht und Suche Abenteuerforum Kampagnenforum Allgemeines Forum

Betreff: Last und Lust der Würfel

Index ]

Ebrajin von Tuzak

[ | 18-07-03 | 08:54 | #1 ]

Preiset die Schönheit,

vorab: Dieser Thread hat nur sekundär mit Borbi zu tun, könnte aber trotzdem interessant werden. Es geht um den Einsatz von Würfeln.
Bis vor kurzem war ich stark der Ansicht zugeneigt, dass man Würfel bei DSA als nur teilweise notwendiges Übel ansehen muss und alle Würfelei so weit wie möglich eindämmen sollte. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Zwar ist es auf der einen Seite für den Spielfluß recht störend, wenn viel rumgewürfelt wird, auf der anderen Seite hat es aber drei Vorteile:

1. Objektivität: Seltsamerweise akzeptieren viele Spieler Entscheidungen deutlich besser, wenn sie durch Würfelwürfe unterlegt sind, egal wie sehr diese vom Meister gefaked sind. Zumindest in den Runden, in denen ich in der letzten Zeit beteiligt war, führt es relativ häufig zu Diskussionen bis bösem Blut unter den Spielern und zwischen Spieler und Meister wenn Entscheidungen, die per Proben abgedeckt werden könnten vom Meister erzählerisch entschieden werden ("das ist unplausibel. Warum sollte x y machen. Das kann der doch jetzt gar nicht weil z..." bzw. "Warum funktioniert das bei x und bei mir nicht?") Komischerweise kommen solche Diskussionen gar nicht erst auf, wenn man die Sachen mit Proben hinterlegt.

2. Spannung: Ebenfalls erst in der letzten Zeit ist mir aufgefallen, das Würfel ein durchaus nicht zu vernachläßigendes Spannungsmoment bringen können. Eine Spannung auf eine eher direkte Art und nicht in Tiefe und Intensität mit "echter" Spannung aus dem Rollenspiel heraus zu vergleichen aber doch nicht schlecht. Diese Mein-Leben-hängt-an-einem-Würfelwurf Situationen verursachen Adrenalinausschüttungen,. deutlich mehr, als wenn der Meister einfach nur beschreibt, wie der entscheidende Hieb gerade doch noch mal danebengeht etc.

3. Erfolgserlebnisse: Spieler empfinden es häufig als befriedigender, nach ausgewürfelten Kämpfen zu gewinnen als nach erzählten. Ich weiß nicht, wie man das psychologisch deuten soll, vielleicht ist da einfach mehr das durch-eigene-Leistung-gewonnen feeling dabei aber es scheint durchaus so zu sein.

Würde mich interessieren, eure Meinung dazu zu hören, bzw. wie ihr es handhabt, Vor- und Nachteile auszubalancieren.

Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ 18-07-03 | 19:00 | #2 ]

Hallo Ebrajin, ein netter Thread-Titel ist das! :)

Wir praktizieren schon lange eine Mischung aus würfelndem und würfellosem Spiel, mein Ideal war es immer, Würfel und Werte ganz zu verbannen, aber auch wir haben gemerkt, dass sie durchaus Spaß bringen können. Jedenfalls ist komplett würfelloses Rollenspiel sehr anspruchsvoll und unsere Gruppe hat auch weniger engagierte Mitglieder, denen das nicht so liegt. Also passt für uns die Zwíschenstufe ganz gut.

Deinen drei Punkten kann ich nur zustimmen, habe aber natürlich trotzdem auch etwas dazu zu sagen... ;)

Zu 1. Objektivität: Du hast Recht, es bedarf einer Gruppe, deren Mitglieder sich schon lange kennen, gut befreundet sind und sich vertrauen und sich andererseits selbst nicht so ernst nehmen. An den Spielleiter sind in der Tat sehr hohe Anforderungen gestellt, gerecht zu sein und NSCs oder andere Spielercharaktere nicht zu bevorteilen. Es ist erstaunlich, wie schnell man seine Objektivität verliert. Ob die Würfel sie allerdings herstellen, finde ich mehr als fraglich - du sagst ja selber, dass der Schein von Objektivität meist ausreicht. Ich persönlich fände es aber gerade dann etwas entäuschend. Wichtiger ist die eigene Vorstellung vom Helden und die Szene als ich mit meinee Rondra-Geweihten (Schwerter 16/15) vor langer Zeit in einem wichtigen Kampf ständig 18 gewürfelt habe, während der 3te-Stufe-Novadi (Khunchomer 12/11) ziemlich gut kämpfte liegt mir immer noch schwer im Magen... Da zu sagen "War halt nicht ihr Tag..." ist einfach blöd. Da denke ich mir die Schwächen meines Chars lieber selber aus und lasse ihre Schläge auf "angemessene" Weise daneben gehen. Das wiederum erfordert von den Spielern eine gewisse Distanz zu ihren Figuren, sie müssen fähig sein, ihre eigenen Chars gelegentlich schlecht dastehen zu lassen um zum gemeinsamen Ziel - schöne Rollenspielszenen und nicht etwa "Erfolg im Abenteuer" - beizutragen.

Zu 2. Spannung: Richtig, ich lasse als SL bewusst in bestimmten Situationen würfeln, weil ich weiß, wie sich sofort die Atmosphäre verdichtet. Manchmal steigert es sogar die Spannung, wenn man eine Szene beschreibt, sie dann ganz plötzlich einfriert und den betreffenden Spieler auffordert, seine Probe zu würfeln. Dann wird mit zittrigen Fingern nach Tabellen und Dokumenten gekramt... ;) Das darf aber nie ausarten: wenn der Spielfluss zu lange unterbrochen wird oder erst über Zuschläge diskutiert werden muss, dann ist die Szene kaputt. Sowas lasse ich nicht zu - wenn ich ahne, dass eine Probe mit diffizil zu errechnenden Zuschlägen gewürfelt werden muss (Fernkampf, iiihbah!), dann lasse ich lieber einfach einen W20 rollen, frage nach den regulären TaP* und schätze pi*Daumen, ob die Probe wohl gelungen ist. Das geht am schnellsten und meistens gibt's keine Beschwerden von den Spielern.

Zu 3. Erfolgserlebnisse: Das kann man aber auch trainieren. Als SL betone ich es oft, wenn ich bestimmte Rollenspiel-Einlagen und würfellose Szenen sehr gelungen fand und belohne das auch großzügig mit APs, während erwürfelte Erfolge halt weniger Eigenleistung beinhalten und entsprechend weniger Gewicht bei der AP-Verteilung haben. Aber gerade an der Kampagne finde ich schön, dass die Abenteuer oft so hart sind, dass man häufiger zum Schluss Eigenschaftssteigerungswürfe nach dem AoE-Prinzip zulassen kann. Nach PdG zum Beispiel bieten sich KO-Würfe an, wobei die 1 wieder einen Abzug zu Folge hat.

In dieser Art von Diskussionen verweise ich standardmäßig auf die Seite von Jochen Eid, wo es eine wunderbare und sehr erhellende Spielhilfe zu würfellosem Rollenspiel gibt: Daidalos-RPG.

Lieber Gruß, Windfeder

Himmelswölfchen

[ | 22-07-03 | 04:29 | #3 ]

Hi!

Interessante Ansichten, die ihr da vertretet. Ich komme mir fast blöd vor, denn ich kann mir Rollenspiel ohne Würfel überhaupt nicht vorstellen. Ich habe es so kennengelernt, dass Würfel einfach das Salz in der Suppe sind. Ein toller Rollenspieler, der absolut charaktergetreu und im normalen Rahmen trotzdem immer eine Antwort hat, kann ganz schön aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Wenn man als Meister immer noch das Fingerspitzengefühl behält entsprechende Proben so ausgehen zu lassen wie es gerade richtig ist, also den Würfel in einigen Fällen doch mal ignoriert, dann stimmt die Balance.
Eine Szene die dies in meinen Augen sehr gut beschreibt, ist bei Löwe&Rabe in meiner Gruppe damasl aufgetreten. Beim Überfall auf die Karawane buddeln sich die Novadis ein. Die Helden sollen dies auch tun, was natürlich eine Raumangstprobe nach sich zieht. Ich weiß nicht wie ihr gehandelt hättet, aber unser Krieger hat die Probe nicht geschafft. Er lamentierte, dass sein wirklich sehr Mutiger und erprbter Held jawohl ein paar Stunden eingebuddelt aushält. Ich persönlich habe riesige Höhenangst, mein Meister verwies darauf und wir entgingen einer sinnlosen Diskussion. Außerdem ist mit Würfeln einfach ein netter Aberglaube verbunden. Der Würfel, der dich einfach immer zuretten scheint wird eben auch wie ein "Heiliger" behandelt. Anfassen von anderen Würfeln ist ein Schwerverbrechen. Klingt paranoid, aber es intensiviert für mich das Spiel. Der angesprochene Adrenalinstoß ist einfach etwas wunderbares. Wenn ich auf dem letzten Bluttropfen röchel und dem Monster mit einer meisterlichen Attacke den Kopf abschlage, macht es mir mehr Spass wenn ich dass nicht getan habe weil der Meister es so verfügt hat. Erfolgreiche und nicht erfolgreiche Proben sind Dinge über die man noch Jahre redet. Aber natürlich gilt wie immer: Jeder so wie er das beste Rollenspiel für sich fühlen kann...

Index ]

Antwort schreiben

Wenn dies dein erster Beitrag ist, lies bitte die Forums-FAQ! [ link ]

Name

E-Mail

URL

Text

Anti-Spam

(Anti-Spam Massnahme: Bitte oben die ersten 4 Buchstaben des Alphabets eingeben!)

fett = [b] ... [/b]
kursiv = [i]... [/i]
Hyperlink = [url=http://www.xyz.de] ... [/url]
Meisterinformationen = [MI] ... [/MI]
quote-Umgebung = [quote] ... [/quote]