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Betreff: Selbstmord im 12-Gott-Glauben

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Golgari

[ 02-12-08 | 23:07 | #1 ]

hallo Leute,

ich habe mal eine ernstgemeinte Frage:

Eine meiner neuen Spielerinnen (Eine Golgaritin) fragte mich wie Selbstmord im religiösen Sinne im 12Gottglauben gewertet wird. Ich konnte ihr keine erfüllende Antwort geben. Habt ihr da ne Ahnung?

Besten Dank.

Danzelot

[ | 02-12-08 | 23:43 | #2 ]

Eine interessante Frage.

Ich denke aktuell wird der Freitod in den meisten Regionen eher als Frevel gegenüber Boron betrachtet, denn ER entscheidet über den richtigen Augenblick, die Seele zu sich zu holen und es wird warscheinlich als Blasphemie ausgelegt, sich über ihn hinwegzusetzen.

Es hat allerdings mit Sicherheit diverse Kulte, Orden oder Lehren gegeben, die den Selbstmord nicht verurteilten, bedenke man doch, dass vieles am Boronglaube Ursprünge im Visarkult hat, welcher auf den echsischen Kult V'Sar zurückzuführen ist, wo sowohl fremdes als auch eigenes Blut geopfert wurde (und ich denke auch das Leben).

Dieses ist aber dann ein Freitod als rituelle Handlung. Die Frage stellt sich also, ob der Freitod von dem die Rede ist, als ein solches Ritual gelten könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses eben nur in einer Gemeinschaft gleicher Ansichten praktiziert werden kann.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit , dass (bei tiefer Religiösität) der Selbstmörder vorher durch eine göttliche Vision eben diesen Drang nach Selbstmord verspührt. Dann ist er aber nicht von selbst, sondern duch die Gottheit dazu gebracht worden.

In jedem Falle ein düsteres Thema, wo sich die Frage der Tiefe des Glaubens und der religiösen Ausrichtung des Gläubigen eine Rolle spielt.

Golgari

[ 02-12-08 | 23:53 | #3 ]

Bleibt noch die Frage nach dem Freitod aus Verzweiflung oder Schwäche.

Und wie passt Etilia da rein? Immerhin hat sie Selbstmord begangen wurde aber dann von Boron zurückgesandt (und auch noch geschwängert)

Pethor

[ | 03-12-08 | 08:07 | #4 ]

Zum Freitod aus Verzweiflung oder Schwäche kann ich leider auch ncihts sagen,
aber ich meine mich daran zu erinnern, dass sich streng Rondragläubige in Metallrüstung
bei Gewiter auf einen bestimmten einsamen Felsen stellen.

Ob sie als gesegnet gelten, wenn sie getroffen werden oder dann, wenn das nicht passiert ist auslegungssache;)
Aber alles in allem ist das schon als Suicidversuch in göttlicher Sache zu werten.

Danzelot

[ | 03-12-08 | 13:46 | #5 ]

aus GKM bezüglich Marbo: ... Selbstmörderische Risiken nennt man "anbändeln mit Marbo", und nicht selten geschehen Freitode unter ihrem Stern. ...

aus GKM zur Boronkirche: ... um 520 v.BF.: Dunkle Zeiten: Aufblühen diverser Todes- und Rauschkulte....

aus GKM: 30.Boron: Tag des großen Schlafes ... Höchster Feiertag des Al'Anfaner Ritus des Boron. Unzahl geheimer Zeremonien und Festen rund um den Totenkult. Auserwählte Gläubige stürzen sich beim "Flug der Zehn" vom Rabenfelsen in Al'Anfa in den Tod".

Zum Tod aus Verzweiflung oder Schwäche denke ich, dass der 12-Götterglaube diese kaum gutheissen kann, denn das sind ja Motive, die den göttlichen Idealen vom Mensch kaum entsprechen. Der Zwölfgottglaube würde eher predigen, sich den Göttern zuzuwenden (muss ja nicht unbedingt Boron sein) und einen Weg aus der Verzweiflung zu finden.

Zu Etilia habe ich leider nichts zu ihren Beweggründen zum Selbstmord gefunden, aber da sie eine Heilige ist und "Borons Herz erweichen konnte" denke ich, dass hier wegen tiefer Religiösität die oben genannten Punkte zum Tragen kommen. Ausserdem gilt sie als Hoffnungsspenderin, als Zeichen des Lebensmutes, der Zuversicht und des Vergessens von altem Leid.

Fieser Meister

[ | 03-12-08 | 15:24 | #6 ]

Zitat:   Auserwählte Gläubige stürzen sich beim >Flug der Zehn< vom Rabenfelsen in Al Anfa in den Tod



Allerdings tun nur die wenigsten das freiwillig, weshalb ich hier nicht von Selbstmord sprechen würde...

Ich denke, daß alle Kirchen außer Boronssekten und Rondragläubigen (im Hinblick auf Thalionmel) den Selbstmord ablehnen, da das Leben ein göttliches Geschenk ist. Ist nicht auch der "verschwenderische Umgang mit dem Leben", um es mal höflich auszudrücken, wie man ihn in Meridiana pflegt, nicht auch ein Grund für das fortdauernde Schisma in der Boronkirche?

Beitrag editiert am 3.12.2008 um 15:24 Uhr.

Xeledon

[ | url | 03-12-08 | 16:54 | #7 ]

Ad "Flug der Zehn" am "Tag des Großen Schlafes" in Al'Anfa:

Zitat:  Allerdings tun nur die wenigsten das freiwillig, weshalb ich hier nicht von Selbstmord sprechen würde...


Das ist völlig falsche, nordländische Propaganda. In Wirklichkeit sind die meisten Springer Freiwillige, die den Freitod in Borons Namen als große Ehre empfinden und "nicht selten für die Ehre, an jenem heiligen Tage unter den Erwählten zu sein, der Kirche ihr gesamtes Hab und Gut vermachen". (Quelle: Meridiana S. 68) Auch der nächste Satz ist noch ganz spannend: "Zwar gibt es auch immer wieder Fälle von Todessehnsüchtigen, die sich zu anderen Zeiten die Klippe hinabstürzen, doch nur am Tag des Großen Schlafes ist ihnen die sofortige Einkehr in Borons Paradies zugesichert."

Beitrag editiert am 3.12.2008 um 16:55 Uhr.

Danzelot

[ | 03-12-08 | 17:17 | #8 ]

Wenn sie es nicht freiwillig täten, wäre in der oben genannten Quelle ja auch "werden in den Tod gestossen" zu lesen.

Allerdings geht es in der Fragestellung ganz oben ja um eine Verzweiflungstat bzw. Selbstmord aus "Schwäche". Ich denke, den billigt kein Glaube.

Ausserdem sollen ihre Schäfchen ja oft auch lieber fleißig zum Opferstock treten, und das noch möglichst viele Jahre.

Fieser Meister

[ | 03-12-08 | 19:09 | #9 ]

Ich meinte gelesen zu haben, daß nicht selten Sklaven die Freiheit versprochen wird, wenn sie den Flug überleben. Allerdings weiß ich nicht mehr wo.

Xeledon

[ | url | 03-12-08 | 20:51 | #10 ]

Möglicherweise stand das auch in der alten Südmeer-Box und anderen Quellen ein wenig drastischer drinnen. Aber das oben zitierte ist momentan die offizielle Lesart. Und in Ausnahmefällen muss man die 10 wohl dann schon mit Sklaven voll machen. Wobei auch borongläubige Sklaven sich von den Versprechungen ewiger Glückseligkeit in Borons Paradies zum rituellen Selbstmord anstacheln lassen mögen. Da isses auch durchaus möglich, dass das semi-freiwillig zur höheren Ehre des Besitzers geschieht, aber nichtsdestotrotz sollte man das Ganze Treiben bei aller Al'Anfanischer Dekadenz nicht als publikumswirksame Massenexekution missverstehen.

Brin

[ | 04-12-08 | 11:27 | #11 ]

Ich könnte mir vorstellen, daß Boron selbst recht gelassen mit Selbstmördern umgeht, schließlich kennt er Todesort und -zeitpunkt eines jeden Sterblichen bereits im voraus. Es ist also eigentlich nicht möglich, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden, weder durch Selbstmord, Unfall oder gewaltsamen Tod.
Ist es nicht also über Umwege doch am Ende sein Wille, daß der Tod genau in jenem Moment eintritt, an dem der Sterbliche sich selbst richtet? Schließlich ist es exakt der Zeitpunkt, den Boron schon immer gekannt hat.

Andere Kirchen mögen das aber anders sehen. Insbesondere Feigheit und Schwäche werden von Kirchen wie Praios, Rondra, Firun oder Phex (vermutlich auch Efferd und Ingerimm) sicherlich weniger gnädig aufgenommen. Wobei ich selbstaufopfernde Taten wie die von Thalionmel hier außen vor lassen würde. Das fällt wohl eher unter die Kategorie "Gottesurteile erzwingen".

Und selbst friedliebende, gütige Gottheiten wie Tsa, Travia oder Peraine werden zumindest aufgrund des mit dem nicht natürlichen Tode einhergehenden Frevel am Leben selbst leicht ungehalten sein.

Selbstmordeähnliche Riten aus religiösen Gründen sind aber vermutlich noch eine andere Schiene (und nicht alle Kirchen werden Freitode aus religiösen Gründen überhaupt anerkennen - z.B. Tsa). Aber ein Rondrageweihter, der sich bei Gewitter der Gefahr eines Blitzschlags aussetzt, wird im Todesfall (zumindest unter seinesgleichen) wohl ebensowenig als Selbstmörder im herkömmlichen Sinne gelten wie ein Firungeweihter, der beim Versuch, einen Monat asketisch im ewigen Eis zu überleben, verstirbt.

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