Das Borbarad-Projekt

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Betreff: [PdG] Sturm auf den Fürstenpalast

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Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 07-07-03 | 18:13 | #1 ]

Hallo zusammen!

Bald werde ich in PdG das Finale meistern und mich dann wohl darauf vorbereiten müssen, dass meine Helden echte Helden sind und natürlich den Sturm des Fürstenpalast begleiten, wenn nicht gar mit planen werden. Nun habe ich mir meine eigenen Meistertipps nochmal angeschaut und deutlich gemerkt, dass sie bereits 7 Jahre alt sind... Einige Ideen gefallen mir zwar noch, aber insgesamt reicht's mir nicht für ein wahrhaft borbaradianisches Gruselfest. ;)

Also: wie habt ihr den Sturm inszeniert, wie würdet ihr's machen, was kann Borbarad auffahren - und wie kann man zumindest einige Helden überleben lassen...? *evil grin*

Lieber Gruß, Windfeder

Stephan

[ | 08-07-03 | 14:33 | #2 ]

Ich hab das damals irgendwann mal ausgearbeitet.. Allerdings nur mit Bleistift auf Papier, und meine Kritzeleien lohnen sich nicht wirklich zum einscannen.
Ich werd's in den nächsten Tagen aber mal abtippen und euch hier irgendwie zur Verfügung stellen. Vielleicht hilft's ja weiter..

Beste Grüße

Stephan

Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ 08-07-03 | 19:28 | #3 ]

Hallo Stephan,

Vielen Dank, ich bin gespannt! :)

Lieber Gruß, Windfeder

Movert

[ 09-07-03 | 15:22 | #4 ]

Bei uns ist damals der Kampf auf dem Seeschlangenfriedhof nicht so "groß" geraten, wie ich das gerne gehabt hätte, einfach deswegen weil es zu spät für richtig konzentriertes Spiel war (Anfängerfehler), zum anderen weil die Spieler einfach unverschämtes Würfelglück hatten. Die einzige 4er-Serie von einsen, die ich bisher gesehen hab. Und das waren Armbrustschüsse !

Deshalb hab ich dann bei der nächsten Spielsitzung den Sturm auf den Palast richtig groß aufgezogen. So als erste richtige borbaradianische Machtdemonstration, mit Augen des Limbus, Dämonen, Untoten und alles was man so braucht. Und danach wollte aus irgendwelchen Gründen keiner meiner Helden mehr nach Maraskan. Versteh ich gar nicht. :-).

Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ 09-07-03 | 22:06 | #5 ]

@ Movert: Und sind Helden dabei gestorben? Hast du Borbarad die Gezeichneten erkennen lassen oder hat er sich einfach einen Spaß gegönnt?

Ich meine, er muss ja nicht unbedingt um den Fürstenpalast kämpfen. Seine bisherige Strategie, den Fürsten als Marionette zu halten und langsam die KGIA zu infiltrieren ist schon mit der Enttarnung hinfällig geworden (bzw.: geht sowieso fast ungehindert weiter, denn vergiftet ist vergiftet und das Gift hat er Maraskan bereits über das gesamte vergangene Jahr eingeflößt...), warum sollte er sich mit einem halben Banner Sonnenlegionären + Agenten + Helden aufhalten, außer es interessiert ihn ein wenig, wie stark seine Gegner sind? Und vielleicht auch wer sie sind...

Was für Dämonen hast du aufgefahren und woher kamen die Untoten?

Lieber Gruß - Windfeder :)

Movert

[ 10-07-03 | 14:17 | #6 ]

Ja, einer der Helden ist dabei gestorben, aber der musste auch (war vorher an einer blöden Stelle gestorben - "Uralub von Boron", wenn einem das was sagt). Dämonen ? Nicht sooo schlimm: Diener Charypthoroths (macht zwar keinen Sinn, ich wollte nur, dass die Helden mitbekommen was am Seeschlangenfriedhof wohl schiefgelaufen ist), zwei Gestaltwandler (die aber mächtig Verwirrung gestiftet haben), ein Shruuf und ein Haufen Heshtots. Die Untoten ergaben sich so mit der Zeit, bzw. aus der schon maustetoten Palastwache ;-)
Außerdem hab ich schon einen von Borbis Spezialzants aufsteppen lassen, der der Gruppe auch mächtig zugesetzt (bzw. sie in die Flucht geschlagen) hat. Das gab dann in RV diesen schönen "Oh nein, bitte nicht"-Effekt.

Insgesamt war das eine der fettesten Actionszenen der Kampagne, um so merkwürdiger, dass das im Abenteuer nicht ausformuliert ist.
Du hast eben recht: Kein anständiger Held (und erst recht kein G7-Held) lässt sich das nehmen.

Movert

[ 10-07-03 | 14:21 | #7 ]

EDIT: Kein Shruuf. Wie bin ich denn da drauf gekommen ?

Zu Borbarads Verhalten bzgl. des Palastes: Ich habe Borbarad generell nicht als den klischeehaften kalt berechnenden Bösmotz angelegt, sondern seinen unkontrollierten ZORN zum zentralen Handlungsmotiv gemacht - und das impliziert auch manchmal extrem irrationales Verhalten. Für den Meister angenehmer, für die Helden eher weniger schön, weil unkalkulierbarer.

Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ 23-07-03 | 10:25 | #8 ]

Heyho!

Entschuldigt, wenn ich das hier nochmal aufwärme, aber vielleicht sind inzwischen weitere Gäste hier im Forum unterwegs, dir mir noch mehr Tipps geben können.

Insbesondere würde mich auch interessieren, wie ihr den Third Contact mit Borbarad ausgestaltet habt - wie entwickelte sich das Gespräch? was waren die Ziele der Helden dabei? was hat Borbi gesagt? etc.

Vielen Dank für die Antworten - lieber Gruß, Windfeder

Hogun

[ 23-07-03 | 23:50 | #9 ]

Ich habe die Erfahrung, dass es so läuft, wie es die Autoren im Abenteuer voraus gesagt haben: Der erste Gezeichnete kollabiert wegen der schieren Anwesenheit Borbarads, der zweite ist kein Kämpfer, hat deshalb kaum was zu tun.
Ich habe es so gehalten, das der 3. Gezeichnete, sobald einer seiner Freunde in WIRKLICH arger Bedrängnis ist, die Kräfte des Leviathans in sich spürt: Er fühlt und sieht vor seinem geistigen Auge, wie die Mitglieder der N´quissz´levia´turak (richtig geschrieben???) ihre Augen nun auf ihn richten, ihn als einen der ihren ansehen, und ihnen einen kleinen Teil ihrer Kraft leihen, seine Adern schwillen an und mit übermenschlicher Kraft ergreift er einen Dämon (Zant, Irrhalk...) und erschlägt ihn mit wenigen Hieben.
Das Zeichen war hierbei noch absolut unkontrolliert, der 3. Gez. mähte ienfach alles nieder, was ihm im Weg war. Erst in späteren Abenteuern, lernte der Spieler (ein Golgarit) das Zeichen einigermaßen zu beherrschen. Hatte sehr was von einem "Hulk-Effekt". Ich haben darauf verzichtet Chars zu töten, einige mußten aber mit verminderten Eigenschaftswerten / permanenten LE-Abzügen leben.

Firim

[ | 24-07-03 | 11:52 | #10 ]

Ist schon lange her, daß wir das Abenteuer und den Sturm gespielt haben, ich erinnere mich kaum noch an die Einzelheiten, aber EINES werde ich nie vergessen:

Irgendwie sind wir in den Palast eingedrungen, und uns begegnete: Chaos, Chaos, Chaos. Der erste Gezeichnete ist beinahe komplett in Panik ausgebrochen, (dem Zweiten erging es glaub ich ähnlich), um uns herum schreiende Menschenmassen & Praiotis, zerstümmelte Leichen, das Orchester spielte brav weiter (und erst beim zweiten hinschauen war zu erkennen, daß dem ersten Geiger das Linke Auge fehlte, beim Zweiten die Kopfhaut dem bloßen Schädel gewichen war...), die Mauern erbebten, Feuer, Krach, Geschrei....
Und inmitten (oder besser: über) all diesem Chaos, auf einer Empore, langsam auf und abschreitend, der Blick leicht entrückt, die Finger der rechten sanft vor der Stirn, die Linke ausgestreckt über die entsetzliche Szenerie, ER, und SEINE alles überdröhnende Stimme sprach nur ein Wort, immer wieder dieses eine Wort, diesen einen Befehl, den kein Überlebender je vergessen sollte: "STILL!.....STILL!....STILL!....."


Das war die absolut genialste Darstellung des Dämonenmeisters, die ich je erlebt habe (die Darstellungen in den Romanen kann man ja allesamt vergessen), ein grandioses Glanzstück unseres Meisters, von dem noch heute jeder Spieler unserer Gruppe mit Ehrfurcht spricht.


Firim - noch nach Jahren eine Gänsehaut bekommend, wenn er an diese Szene denkt

Sebastian Meyer Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 24-07-03 | 12:17 | #11 ]

Wow! Das ist wirklich eine beeindruckende Schilderung!
Erinnert mich ein klein wenig an "Sphärenklänge" oder wie dieses Abenteuer aus der Horas-Box heißt. Allerdings bin ich nie auf die Idee gekommen, diese Szene auf Borbarad zu münzen. Perfekt! :)

Sebastian

Windfeder Administrator des Borbarad-Projekts

[ 24-07-03 | 12:40 | #12 ]

Respekt, das hört sich gut an und gibt mir gleich einen Haufen weiterer Ideen...! Wie war das denn bei dir, Sebastian, du hast doch andernorts die Plauderei mit Borbi im Fürstenpalast als eine der besten Szenen in der Kampagne erwähnt, oder?

Lieber Gruß, Windfeder

Sebastian Meyer Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 24-07-03 | 14:39 | #13 ]

Stimmt, ich habe auch schon verzweifelt danach gesucht, um es nicht alles nochmal tippen zu müssen. Aber mir will ums Verrecken nicht mehr einfallen, wo ich das damals geschrieben habe. ;)

Dann eben nochmal von vorne:
Mit den Kräften am Ende hatten die Helden sich gerade vom Seeschlangenfriedhof nach Tuzak durchgeschlagen und das Charyptoroth-Schwert im Borontempel abgegeben. Dort ruhten sie sich dann auch aus und tauchten erstmal unter, nachdem sie ja bereits den starken Verdacht hatten, dass höchste Stellen auf Maraskan in die Sache verwickelt sind.
Einige Tage später (offiziell: 8. Efferd) lief dann die "Seeadler von Beilunk" im Hafen ein und ein Banner Sonnenlegionäre unter der Führung von Arbas Jondrean von Berglund (o. Amando Laconda da Vanya) und einem Stab aus einem Dutzend KGIA-Agenten gingen an Land. Während die Legionäre Aufstellung im Hafen nahmen, kontaktierten die Helden den Inquisitionsrat, den sie ja bereits aus vergangenen Abenteuern kannten.
Dieser hörte sich interessiert die Schilderungen der Helden an und entschied, dass damit wohl keine Zeit mehr zu verlieren sei. Also marschierten Sonnenlegionäre, KGIA und Helden einträchtig und von neugierigen und erstaunten Blicken der Bevölkerung begleitet die Serpentinen zum Fürstenpalast hinauf. Dort angekommen spazierten sie an den völlig perplexen Wachleuten vorbei in den großen Hof (auf der Skizze beim Abenteuerkommentar: I) zwischen den drei Gebäudeflügeln. (Zitat des Tuzaker Magus und Ersten Gezeichneten zu einem der Wachleute am Tor: "Herrlich! Es ist schon fast 25 Jahre her, dass ich das letzte Mal den Palast stürmte!" Der Gardist ergriff daraufhin panisch die Flucht.)
Der Inquisitionsrat schickte zuerst je vier KGIA-Agenten in jeden Trakt des Gebäudes (I.1, I.2 und I.3), um den Aufenthaltsort Delian von Wiedbrücks und Fürst Herdins ausfindig zu machen. Einige Minuten lang geschah nichts, die Sonnenlegionäre standen in Reih' und Glied im Innenhof, die Helden traten nervös von einem Fuß auf den anderen und Arbas Jondrean von Berglund starrte angestrengt den Palast an als könne er durch die Wände schauen.
Plötzlich drang dichter, schwarzer Qualm aus den oberen Stockwerken des Gesindetrakts (I.1), der Fürstentrakt (I.3) lag dagegen unverändert still in der Mittagssonne als plötzlich ein Fenster im dritten Stock des Haupttraktes (I.2) klirrend splitterte und ein KGIA-Agent mitsamt der Glasscherben rückwärts in den Innenhof fiel. Seine rechte Hand umklammerte noch immer krampfhaft sein Schwert während seine Gesichtszüge von Panik und Entsetzen sprachen. Der von innen heraus geborstene Brustkorb des Mannes machte jedoch schnell deutlich, dass für ihn jede Hilfe zu spät kam.
Arbas Jondrean von Berglund sah kurz mit schreckgeweiteten Augen zu den Helden und gab schließlich den Befehl zum Angriff. Der Zusatz, Zivilisten und Material nach Möglichkeit zu schonen, erübrigte sich von selbst, als die ersten Legionäre und Helden erst einmal die Szenerie betreten hatten.
Im Inneren herrschte absolutes Chaos. Ein geflügeltes Wesen aus tausenden halbdurchscheinenden und verzerrten Fratzen flog im wirren Zick-Zack direkt unter der stuckverzierten Decke entlang. Selbst die Stuckzeichnungen von Kaiser Retos Kampf mit den 12 Schwertmeistern gegen den maraskanischen König in Boran schienen sich mit Grauen abwenden zu wollen. Auf dem breiten Absatz der marmornen Freitreppe kauerten drei Zantim, deren Geifer zischend auf die teuren, tulamidischen Teppiche tropfte, während aus ihren Kehlen grollende Laute drangen, wie sie die Helden erst aus dem Mund des Sechsten Gezeichneten wieder hören würden. Ein nahezu flächendeckendes Pandämonium aus Krallen, Pranken, Mäulern und Tentakeln überwucherte den Rest der Treppe und zog sich sogar beiderseits bis in den zweiten Stock die Wände hinauf. Sphärische Klänge flüsterten und dröhnten zugleich aus allen Richtungen auf die Helden ein. Der Gang zur Linken (in den Bedienstetentrakt) war von dichtem, schwarzen Qualm erfüllt, durch den man vereinzelt dunkle Schatten huschen sah. Der Gang rechterhand führte in die Arbeits- und Empfangszimmer des Fürsten und schien kontinuierlich Lage und Ausmaße zu verändern.
Mit Feuer und Stahl prallten die Legionäre schließlich auf die schwefeligen Leiber und unwirklichen Schatten der Dämonen und der Geruch von Blut, die Schreie verwundeter und sterbender Soldaten und die lauten Kommandos der Offiziere vermischten sich mit der Sinphonie der Niederhöllen zu einer einzigen Kakophonie des Schreckens. Der geflügelte Dämon schoss unvermittelt herab und verschmolz mit einem vor Schreck erstarrten Sonnenlegionär, der daraufhin Waffe und Schild fallen ließ. Das Praiosamulett auf seiner Brust begann zu glühen und der Soldat wand sich in Agonie und Schmerzen, obgleich die Schreie aus seinem Mund bereits ihre Menschlichkeit verloren hatten. Schließlich entzündete sich das heilige Symbol gar und ließ schließlich den Mann in Flammen aufgehen. Während sich ein geflügelter, schwarzer Schatten aus seinem Leib löste und mit höhnischem Gelächter dem Kronleuchter an der Decke entgegenschoss, brach der brennende Legionär tot inmitten seiner Kameraden zusammen.
Zwei der Helden bereiteten inzwischen einen Exorzismus vor, während die anderen sie vor dem Ansturm der Dämonen schützten. Obwohl in diesem Chaos nur ein Tropfen auf den heißen Stein, konnte so der geflügelte Dämon und ein Zant exvoziert werden. Der Inquisitionsrat scharte die Helden schließlich um sich und wollte in den Ostflügel vorstoßen, um die Ursache für dieses niederhöllische Chaos auszumerzen. Die Helden rafften sich also zusammen und betraten den langen Gang zur Rechten, der beständig Länge, Breite und Höhe änderte. Nach allen Seiten absichernd und mit allem rechnend stießen sie weiter vor, den Kampflärm langsam hinter sich lassend. Am Ende des Ganges zeichnete sich bereits eine große, doppelflügelige Tür aus rötlichem Holz ab. Die Messingklinken schienen in greifbarer Nähe, obwohl die Tür offenbar meilenweit entfernt war.
Als sie voller Anspannung den Gang etwa zur Hälfte hinter sich gebracht hatten, waren sicherlich bereits 10 Minuten vergangen (wenngleich die Helden in dieser Zeit real nur wenige Schritt zurückgelegt hatten), entfesselte sich hinter ihnen ein pandämonisches Inferno, dass sich in Sekundenschnelle über Boden, Wände und Decke ausbreitete und sich rasend auf sie zu bewegte. Die Helden zögerten nicht lange und rannten den Gang entlang auf die Tür zu.
Die unangenehme Erinnerung an den Verfolgungstraum aus AoE machte sich bei einigen wieder breit und tatsächlich schien der Gang kein Ende zu nehmen, obwohl das Pandämonium unaufhörlich näher kam.
In allerletzter Sekunde erreichten sie schließlich die Tür, sprangen hindurch und schlugen die Flügel sofort hinter sich wieder zu. Unmittelbar war das tausendfache Schaben und Kratzen an der anderen Türseite zu hören, als die Helden und der Inquisitionsrat schnaubend an der Tür lehnten.
Erst als sie etwas zu Luft gekommen waren, sahen sie den Mann, der dort am Fenster stand und seinen Blick nach draußen gerichtet hatte. Die Arme vor der Brust verschränkt schien er von einer Gelassenheit, die an diesem Ort grotesk wirkte. Die wohlgeschnittenen, tulamidischen Stoffe schmeichelten seinem muskulösen Körper und die glatten, schwarzen Haare waren zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen gebunden (Marke: Antonio Banderas in "Interview mit einem Vampir"). Arbas Jondrean von Berglund handelte als erster, zog seine Waffe und schritt zielsicher auf den Mann zu. Nur um auf halber Strecke das Schwert fallen zu lassen und sich keuchend und stöhnend an den Hals zu fassen. Schließlich sank er auf die Knie und versuchte weiter angestrengt, zu Luft zu kommen. Der Mann am Fenster hatte sich währenddessen nicht das geringste bißchen bewegt, nicht einmal umgedreht oder den Kopf gewendet.
Die Helden waren (natürlich!) mehr als mißtrauisch und wagten sich erst einmal nicht weiter von der Tür weg. Schließlich drehte der Mann sich um und lächelte die Helden an. Seine Arme verschränkte er nun hinter dem Rücken, wobei für einen kurzen Moment die sechs Finger an jeder Hand zu erkennen waren. (Die Helden achteten natürlich darauf!)
Der Dritte Gezeichnete entschloß sich zu einem Angriff, der in einem wort- und gestenlosen Zwingtanz endete, während die anderen sich erst einmal zurückhielten. Der Erste Gezeichnete jedoch begann ein interessiertes Gespräch mit Borbarad, der ihn im Laufe des Gesprächs zu verführen versuchte. Erst ging es um Borbarads Ziele, um seine Prinzipien und Moralvorstellungen. Er war ehrlich zu ihnen, wußte er doch, dass sie ohnehin nur die Hälfte begreifen würden. Er erzählte ihnen etwas über die absolute Freiheit, darüber, dass der Zweck die Mittel heilige, und darüber, dass Moralvorstellungen nichts weiter sind, als selbst gesteckte Grenzen. Wer frei sein will, der muss zuerst einmal diese eigenen Schranken einreißen und sich von Moral und falscher Götterfürchtigkeit lossagen. Die Götter als mächtige Wesen akzeptieren und respektieren ist eine Sache, sich ihnen jedoch bedingungslos zu unterwerfen eine gänzlich andere. Die absolute Freiheit sei schließlich der Schlüssel zur Erfüllung aller Wünsche.
Er wünscht sich unermeßliches Wissen? So muss er sich die Freiheit nehmen, dieses Wissen zu erforschen. Sei es, indem er experimentell zu Erkenntnissen kommt, oder sei es, indem er in den Bleikammern der Inquisition verlorenes Wissen ausgräbt. In jedem Fall braucht er die Freiheit, sich von moralischen, gesellschaftlichen und politischen Restriktionen lossagen zu können.
Er wünscht sich grenzenlose Macht? So muss er sich die Freiheit nehmen, diese Macht zu entfalten. Sei es, indem er alle anderen unterwirft, oder sei es, indem er sie von allen legitimieren läßt. In jedem Fall braucht er die Freiheit, sich über das stellen zu können, was er beherrschen will. Uns sei es die Schöpfung selbst.
Er wünscht sich Reichtum, Liebe, Erfolg oder Glückseligkeit? Der Weg dorthin ist immer die Freiheit!
Ich weiß nicht, ob Borbarad damals schon die tatsächliche Rolle der Gezeichneten kannte, er erkannte sie aber zweifellos als Machtfaktor, mit dem sich ein (vorübergehendes) Bündnis lohnen kann. So bot er dem Ersten Gezeichneten (als altem maraskanischen Widerständler) kurzerhand die Herrschaft über Maraskan an, uneingeschränkt, niemandem zur Rechenschaft schuldig, absolut und souverän. (Immerhin war Borbarad bewußt, dass dieser Maraskaner letztendlich zwar nominell souverän herrschen würde, praktisch aber nach wie vor auf Borbarads Wohlwollen angewiesen wäre.)
Der Erste Gezeichnete lehnte mit der Begründung ab, dass Borbarads Werk am Seeschlangenfriedhof ihn ein für allemal als potentiellen Verbündeten disqualifiziert habe. Borbarad verschwand daraufhin mit einem gleichgültigen Achselzucken per Transversalis.
Der Rest war dann nur noch Formsache: Ein inzwischen erschienener Shruuf wurde durch ein Mirakel gebannt, als die Sonnenlegionäre, Inquisitoren und Helden einen heiligen Choral anstimmten und der sich in Schmerzen windende Shruuf mit wütenden Tentakelhieben die halbe Decke zum Einsturz brachte. Das einfallende Sonnenlicht Praios' ließ ihn schließlich vergehen.
Übrig blieben am Ende fünf nachdenkliche Helden, ein entsetzter Inquisitionsrat und etwa eine Hand voll Sonnenlegionäre. Der Tuzaker Fürstenpalast war zum Teil eingestürzt und zum Teil niedergebrannt. Einzig der Fürstentrakt war noch halbwegs bewohnbar.

Sebastian

Firim

[ | 24-07-03 | 15:55 | #14 ]

Hallo Sebastian,

jetz bin Ich beeindruckt von Deiner Schilderung. Vor allem deshalb, weil sie - im Gegensatz zu der von mir dargestellten Szene - viel Raum zum Rollenspiel läßt.

Die Szenerie in unserer Gruppe hatte - aus Meister-Sicht - eindeutig das Ziel, uns etwas unheimlich Großes mitERLEBEN zu lassen, ohne daß wir nennenswerte Möglichkeiten hatten, in die Szenerie einzugreifen (oder gar mit "dem Mann am Fenster/ auf der Empore" in Interaktion zu treten).
Unser damaliger Spielleiter konnte die Szene derart gestalten, weil er zum einen über wunderbare schauspielerische Fähigkeiten verfügt und zum anderen, weil er ansonsten solche Szenen, in denen die Spieler mehr oder weniger zum Zuschauen verdammt sind, nur sehr selten eingeflochten hat bzw. eben sonst dem Rollen-Spielen einen sehr großen Raum gegeben hat (siehe mein Beispiel aus RV im Thread zur Länge von Spielsitzungen).

Daher finde ich Deine Darstellung neben der meinen richtig klasse, weil dies anderen Spielleitern (und mir selbst, wenn ich mit meiner neuen Gruppe irgendwann mal bei dieser Szene angelangt bin...) ein schönes Beispiel zeigt, wie man eine Szene ganz unterschiedlich anlegen kann - je nachdem, ob man gerade einen Show-effekt oder interaktives Rollenspiel an dieser Stelle für passend erachtet.


Firim

Movert

[ 24-07-03 | 16:29 | #15 ]

Mann... Hammer. Sehr schön, das alles. Und jetzt erkläre mir doch bitte nochmal jemand, warum diese Szene nicht ausformuliert im Abenteuer steht. Himmel, das ist die erste richtige borbaradianische Machtdemonstration ! Bis RV werden die Helden sowas nicht mehr miterleben (und sie sollten dankbar dafür sein...) !
Mittlerweile halte ich das für einen Riesenredaktionspatzer, tut mir leid.

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